Interview mit Valentina Martinez, 3D Artist
Timo Buchner: Hallo Valentina, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Es ist toll, mit dir zu sprechen! Du hast einen beeindruckenden Werdegang und arbeitest als 3D Artist, sowohl in Oldenburg als auch in New York. Erzähl uns doch zunächst ein bisschen über deinen Hintergrund und wie du zu 3D Art gekommen bist.
Valentina Martinez:
Hallo Timo, vielen Dank für die Einladung! Ich freue mich sehr, hier zu sein. Ich bin ursprünglich aus Kolumbien und habe schon immer eine Leidenschaft für Kunst und Technologie gehabt. Schon in meiner Kindheit habe ich mich für visuelle Medien interessiert – sei es durch Zeichnen, Malen oder das Erstellen von 3D-Objekten in Programmen wie Blender und später Maya. Ich habe in Kolumbien Architektur studiert, aber während meines Studiums merkte ich, dass meine wahre Leidenschaft in der digitalen Kunst lag, speziell im Bereich der 3D-Modellierung und Animation. Diese Entscheidung, meine Karriere in die Welt der 3D Art zu lenken, hat mich schließlich nach Europa geführt, wo ich in Oldenburg eine kreative Basis fand. Seit einigen Jahren pendle ich zwischen Oldenburg und New York, um an verschiedenen Projekten zu arbeiten und meine Skills weiterzuentwickeln.
Timo Buchner: Deine Arbeit ist wirklich vielseitig, und du hast in vielen Bereichen der 3D-Industrie gearbeitet. Was fasziniert dich am meisten an der 3D-Art? Gibt es bestimmte Projekte oder Themen, die dich besonders ansprechen?
Valentina Martinez:
Was mich am meisten fasziniert, ist die Möglichkeit, Welten zu erschaffen, die es in der realen Welt nicht gibt. 3D Art ist wie Magie – man kann Dinge erschaffen, die völlig aus der Fantasie kommen, und dabei alle technischen Möglichkeiten nutzen, um sie so realistisch oder surreal wie möglich zu gestalten. Ich liebe es, mit Texturen, Licht und Schatten zu experimentieren. Was meine Projekte betrifft, interessieren mich besonders die Verknüpfungen von Technologie und Menschlichkeit. Ich arbeite oft an Konzepten, die futuristische Themen wie künstliche Intelligenz, die digitale Zukunft oder alternative Realitäten erforschen. Aber gleichzeitig bin ich auch von der Natur inspiriert – ich versuche oft, organische Elemente in meine Arbeiten einzubinden, um einen Kontrast zur Technologie zu bieten.
Timo Buchner: Du pendelst also zwischen Oldenburg und New York. Was sind die größten Unterschiede, die du zwischen diesen beiden Orten erlebst, besonders in der kreativen Szene?
Valentina Martinez:
Das ist eine interessante Frage! Oldenburg hat eine viel ruhigere, fast meditative Atmosphäre, die es mir ermöglicht, tief in meine Projekte einzutauchen, ohne allzu viele Ablenkungen. Hier habe ich die Zeit, mich auf die Details und das Feintuning meiner Arbeiten zu konzentrieren. In New York hingegen gibt es diese unglaubliche Energie und Dynamik. Die Stadt ist so vielseitig und von so vielen kreativen Menschen umgeben, dass man ständig inspiriert wird. Es gibt immer etwas Neues, sei es in der Kunstszene, in der Architektur oder in der Technologie. Der größte Unterschied für mich ist, dass New York eine konstante Herausforderung bietet – man wird ständig dazu angeregt, sich weiterzuentwickeln und zu wachsen. In Oldenburg finde ich dagegen mehr Raum, um meine Ideen zu reflektieren und mich wirklich mit den Techniken auseinanderzusetzen.
Timo Buchner: Wie würdest du deinen kreativen Prozess beschreiben? Hast du bestimmte Routinen oder Herangehensweisen, die dir helfen, deine Ideen in die digitale Welt zu übertragen?
Valentina Martinez:
Mein kreativer Prozess ist ziemlich strukturiert, aber gleichzeitig sehr intuitiv. Ich beginne mit einer sehr klaren Vorstellung von dem, was ich erreichen möchte, sei es für ein Konzept oder eine Animation. Aber während des gesamten Prozesses lasse ich viel Raum für Experimente und Anpassungen. Ich verbringe viel Zeit mit der Recherche – ich möchte immer wissen, wie die Dinge in der realen Welt funktionieren, bevor ich sie in die digitale Welt übersetze. Sobald ich ein solides Konzept habe, starte ich mit der Modellierung. Ich verbringe Stunden damit, Texturen und Materialien zu entwickeln, die den Objekten Tiefe und Leben verleihen. Aber ich verliere nie das große Bild aus den Augen. Ich arbeite viel mit Licht und Komposition, um sicherzustellen, dass die Szenen atmosphärisch und stimmig sind. Und was den Zeitrahmen angeht – manchmal muss man einfach auf den richtigen Moment warten, um die perfekte Lösung zu finden.
Timo Buchner: Das klingt nach einem sehr fundierten Prozess. Du hast in verschiedenen Bereichen gearbeitet, von Animationen bis hin zu Architekturvisualisierungen. Gibt es einen bestimmten Bereich der 3D-Kunst, der dich am meisten begeistert?
Valentina Martinez:
Es ist schwer, einen bestimmten Bereich herauszugreifen, weil alle ihre eigenen Reize haben, aber ich muss sagen, dass die Arbeit mit Animation und Bewegung besonders spannend ist. Wenn du ein Objekt zum Leben erwecken kannst, sei es eine Figur oder ein abstraktes Design, fühlt es sich an, als ob du das Unsichtbare sichtbar machst. Der Weg von einem statischen Modell zu einer lebendigen, sich bewegenden Darstellung ist unglaublich befriedigend. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, wie Bewegung und Timing die Wahrnehmung einer Szene verändern können, und das finde ich besonders faszinierend.
Timo Buchner: Was sind deine Ziele für die Zukunft? Hast du neue Projekte oder Träume, die du verwirklichen möchtest?
Valentina Martinez:
In der Zukunft möchte ich weiter an interaktiven und immersiven Projekten arbeiten. Ich interessiere mich sehr für Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) und sehe diese Technologien als das nächste große Feld für digitale Künstler. Ich hoffe, in den nächsten Jahren an Projekten zu arbeiten, die sowohl visuell als auch emotional eine tiefere Verbindung zum Betrachter herstellen können. Ein Traum von mir ist es, eine eigene Sammlung von digitalen Kunstwerken zu schaffen, die in virtuellen Galerien ausgestellt wird – eine Art Kunst, die mit der Zeit wächst und sich entwickelt. Aber vor allem möchte ich weiterhin meine Kreativität ausleben und mit anderen inspirierenden Künstlern zusammenarbeiten.
Timo Buchner: Du hast schon einige großartige Werke geschaffen und bist in deiner Karriere schon sehr erfolgreich. Wie würdest du deine Denkweise als 3D Artist beschreiben? Gibt es bestimmte Prinzipien oder Werte, die dir bei deiner Arbeit besonders wichtig sind?
Valentina Martinez:
Ich glaube, meine Denkweise basiert auf einer Balance zwischen Technik und Kreativität. Als 3D Artist muss man natürlich die technischen Fähigkeiten beherrschen, um die Vision zum Leben zu erwecken, aber gleichzeitig ist es wichtig, dass man die Kunst nicht aus den Augen verliert. Die Technologie ist nur ein Werkzeug, um die Ideen zu realisieren. Für mich geht es darum, Geschichten zu erzählen – die Technik soll dabei nie im Vordergrund stehen, sondern immer dazu dienen, das Gefühl und die Atmosphäre zu verstärken, die ich vermitteln möchte. Ein weiteres Prinzip, das mir am Herzen liegt, ist die Offenheit für Fehler. Ich sehe Fehler als Teil des kreativen Prozesses – sie sind nicht etwas, das man vermeiden muss, sondern etwas, das einem neue Perspektiven und Lösungen bietet.
Timo Buchner: Das ist eine sehr gesunde Herangehensweise! Du hast eben von der Bedeutung von Fehlern gesprochen. Wie gehst du mit kreativen Blockaden oder schwierigen Phasen in einem Projekt um? Gibt es eine spezielle Methode, die dir hilft, wieder in den Flow zu kommen?
Valentina Martinez:
Kreative Blockaden sind etwas, mit dem jeder Künstler irgendwann konfrontiert wird, und ich glaube, es ist wichtig, sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Wenn ich merke, dass ich feststecke, mache ich oft eine Pause – manchmal hilft es, einfach den Kopf freizubekommen. Oft gehe ich raus in die Natur oder lasse mich von Kunst, Musik oder anderen kreativen Medien inspirieren. Manchmal hilft es auch, das Projekt mit anderen Augen zu sehen: Ich frage mich, ob ich noch immer an der ursprünglichen Vision festhalte oder ob ich mich zu sehr in den Details verliere. Auch der Austausch mit anderen Künstlern oder Kollegen kann Wunder wirken. Oft sieht jemand anderes etwas, was man selbst übersehen hat. Und wenn alles andere nicht hilft, arbeite ich einfach an einem anderen Projekt, um wieder in einen kreativen Fluss zu kommen.
Timo Buchner: Das klingt nach einem sehr gesunden Umgang mit kreativen Herausforderungen. Wenn du an deine Arbeit als 3D Artist denkst, welche Denkweisen oder Mindsets helfen dir, die besten Ergebnisse zu erzielen? Gibt es vielleicht etwas, das du dir selbst immer wieder sagst, um dich zu motivieren?
Valentina Martinez:
Ich glaube, es ist wichtig, stets neugierig zu bleiben und sich nicht von einem bestimmten Standard oder Stil zu sehr einengen zu lassen. Der kreative Prozess ist kein linearer Weg – es gibt Höhen und Tiefen, und jeder Fehler ist eine Gelegenheit zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Was mich persönlich motiviert, ist der Gedanke, dass es immer mehr zu entdecken gibt. Die Technologie entwickelt sich ständig weiter, und es gibt immer neue Werkzeuge und Techniken zu lernen. Meine Denkweise ist daher eher von einem "Wachstums- und Lernprozess" geprägt. Ich versuche, immer offen für neue Ideen und Ansätze zu bleiben, ohne mich selbst zu sehr zu kritisieren. Und ich erinnere mich immer wieder daran, dass es nicht nur um das Endprodukt geht, sondern auch um den Weg dorthin und die Freude an der Kreation selbst.
Timo Buchner: Diese Haltung ist wirklich inspirierend! Du sprichst viel über Lernen und Weiterentwicklung. Wie wichtig ist es für dich, dein Wissen mit anderen zu teilen? Hast du den Wunsch, andere Künstler zu fördern oder in irgendeiner Weise in der 3D-Community aktiv zu sein?
Valentina Martinez:
Absolut! Ich glaube, dass das Teilen von Wissen und Erfahrungen eine der wertvollsten Dinge ist, die man in der kreativen Community tun kann. Als ich angefangen habe, habe ich viel von anderen gelernt – von Tutorials, von den Erfahrungen, die Künstler in ihren Netzwerken teilten, und von den Kollaborationen, die ich eingegangen bin. Heute finde ich es wichtig, mein Wissen weiterzugeben. Es ist nicht nur eine Möglichkeit, etwas zurückzugeben, sondern auch eine, um selbst zu wachsen. Ich habe darüber nachgedacht, mehr Tutorials zu erstellen und vielleicht auch Workshops zu geben, um anderen zu helfen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln. In der 3D-Community gibt es so viel Potenzial, und ich denke, wenn wir uns gegenseitig unterstützen, können wir alle besser werden.
Timo Buchner: Es ist großartig zu sehen, wie sehr du den Wert der Zusammenarbeit und des Wissensaustauschs schätzt. Abschließend: Welche Philosophie oder Denkweise würdest du angehenden 3D Artists empfehlen, die gerade erst beginnen?
Valentina Martinez:
Ich würde ihnen raten, geduldig mit sich selbst zu sein und sich nicht von Anfang an zu sehr mit den "Großen" der Branche zu vergleichen. Jeder hat seinen eigenen Weg, und es dauert, bis man seinen eigenen Stil und seine eigene Technik entwickelt. Wichtig ist, kontinuierlich zu üben und immer wieder neue Dinge auszuprobieren. Scheut euch nicht davor, Fehler zu machen, denn aus ihnen entstehen oft die besten Erkenntnisse. Und vor allem – bleibt kreativ und habt Spaß an dem, was ihr tut! Die Leidenschaft für die Kunst sollte immer im Mittelpunkt stehen, denn das wird euch durch die schwierigeren Zeiten tragen.
Timo Buchner: Vielen Dank, Valentina, für diese tiefgründigen und inspirierenden Antworten. Es war ein echtes Vergnügen, mehr über deine Denkweise und Herangehensweise zu erfahren!
Valentina Martinez:
Danke dir, Timo! Es hat mir wirklich Spaß gemacht, diese Gedanken zu teilen. Ich hoffe, sie können anderen dabei helfen, ihre kreative Reise mit Vertrauen und Leidenschaft zu verfolgen!